1989: Die Mauer fällt, die chinesische Armee tötet 3.000 Demonstranten, Madonna singt Like A Prayer und mich begeistert Gary Moore in der Philipshalle. 25 Kilometer von Glasgow entfernt, im Tal der Wildgänse - fließt der Spirit von Glengoyne in ein Ex-Sherryfass und reift 25 lange Jahre.
2014 wird er abgefüllt und zwar ohne Farbstoff und unter Verzicht auf Kühlfilterung. Der Alkoholgehalt beträgt 48%.
Probiert habe ich von Glengoyne schon den 12er, 15er und 21er. Allesamt überzeugend. Das Flaggschiff der Brennerei hat seinen Preis. Die Flasche liegt bei rund 250 EUR. Schön, wenn sich dann mal die Gelegenheit ergibt, ein Sample im Rahmen einer Flaschenteilung zu erwerben. Zur Verkostung wähle ich das Glas von Spiegelau, damit sich die (erhoffte) Aromenfracht in der bauchigen Glasform gut entfalten kann. Ich warte gut 20 Minuten...
Farbe:
Mahagoni
Aroma:
So dunkel wie die Farbe, sind sie vollreifen Früchte, die über dem Glas zu liegen scheinen. Dattel, Feige, Cranberry und überreife Weintrauben. Es ist ein Mix, ein Kompott der vorgenannten Früchte. Aber auch dieses „Gesetzte“ liegt in der Nase. Damit meine ich diesen ledrigen Geruch, der in Richtung Tabak geht. Die Aromen von Anis und Lorbeer sind begleitend im Hintergrund. Die Süße ist schwer zu beschreiben. In etwa so, wenn Creme Brulée gerade flambiert wird. Diese Single Malt ist wahnsinnig komplex, wenn ich ihn noch eine halbe Stunde stehen lasse, entwickeln sich garantiert noch zig andere Aromen. Mir aber läuft das Wasser im Mund zusammen...
Geschmack:
Der Antritt ist würzig, aber nicht scharf. Ein Hauch Muskatnuss und weißer Pfeffer liegen auf der Zunge. Der Fruchtkompott aus der Nase breitet sich wohlig und ölig im Mundraum aus. Langsam wird die Fruchtigkeit von einem Mix aus dunkler Schokolade, Ingwer und Nussigkeit abgelöst. Der Alkohol ist perfekt eingebunden. Imponierend ist die Ausgewogenheit zwischen den Einflüssen von Eiche, Frucht, Süße und Würze.
Abgang:
Der Abgang ist lang und kaum trocken werdend. Selbst im Mundraum sind noch ganz lange der Geschmack von Paradiesapfel (die roten Teile vom Weihnachtsmarkt) und Espresso spürbar.
Fazit:
Ein absoluter Spitzenmalt mit großer Komplexität. Aber wie und wo ordne ich ihn ein? Kann er die „Highland-Spitze“ erobern und wie bewerte ich den Preis...? Es ist ja bekannt, dass ich ein absoluter Glendronach-Fan bin und mich, weil ich definitiv voreingenommen bin, vor den Bewertungen von Allardice und Parliament gedrückt habe. Also schenke ich mir einen kleinen Schluck des 21er als Gegenprobe aus... Dieser ist etwas süßer, der Glengoyne hat den gefälligeren Abgang. Letztendlich sehe ich aber beide gleichauf, wobei der Parliament die Hälfte kostet. Losgelöst davon bekommt er 91/100 Punkten, schafft aber, bei mir ganz persönlich - nicht die Ablösung der `Dronachs an der Spitze.
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