Wenn der Name der Brennerei „Bowmore“ fällt, scheiden sich die Geister. Islay-Puristen sind die Standard-Abfüllungen nicht rauchig genug und zurecht wird kritisiert, dass gefärbt- und kühlgefiltert wird. Auf der anderen Seite, sind viele der Abfüllungen trotzdem von überraschender Komplexität, zu einem guten Preis-/Leistungsverhältnis. Stellvertretend sei hier der 15er (ehemals Darkest) genannt, der mit schöner Sherryfracht und perfekt eingebundenem Rauch punktet.
Jedes Jahr findet Anfang Juni auf der Hebrideninsel Islay das Féis Íle-Festival statt. Tausende Whiskyfans aus aller Welt finden sich dann auf der Insel ein. Es dreht sich dann alles um Whisky und Musik. Die Brennereien öffnen ihre Tore, es kann besichtigt werden, mit dem Management gefachsimpelt- und vor allem auch getrunken werden. Anlässlich des Festivals gibt es begehrte Sonderabfüllungen und über eine Flaschenteilung (danke Frank Witthoefft), habe ich die Möglichkeit – die von Bowmore zu probieren.
15 Jahre alt, 1st Fill Oloroso-Sherry,
52,5%, limitiert auf 3.000 Flaschen, Preis geht mittlerweile durch die Decke. Dank dem Wissen von vor Ort - danke Sabine Münch und Gavin Ryan Thomson - kann ich auch die Aussage treffen,
dass er NICHT gefärbt und kühlgefiltert ist. Volle Aromenfracht marsch!
Farbe: Dunkler Bernstein
Aroma: Reife, fast überreife Datteln und Feigen, Sultaninen und vergorene Zwetschgen. Dazu süßliche, florale Noten. Ich will meinen Flieder und tatsächlich Lavendel. Im Hintergrund zudem ein Marzipan-Aroma. Zum Rauch: Lagerfeuerrauch ist da und zwar erst sehr spät. Jedoch keineswegs dominant. Der Alkohol kühlt etwas die Nase, aber nicht unangenehm.
Geschmack: Pfeffriger Antritt (scharz), Eiche ist sofort da und die dunklen, roten Früchte belegen den Gaumen. Der Rauch macht sich erst kurz vor dem Abgang bemerkbar. Perfekt eingebunden. Übrigens genau so perfekt, wie der Alkohol. Dieser Malt wirkt fast schon mild. Auch, weil eine schöne Süße immer präsent ist. Puderzucker und Eiche im Wechselspiel.
Abgang: Mittellang mit etwas Asche, Walnuss und ein wenig subtiler Süße.
Fazit: Ein klasse Single-Malt, der ausgewogen und komplex ist. Nicht das große Aha-Erlebnis, aber ohne Fehl und Tadel im oberen Geschmacks-Segment angesiedelt.

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Admin (Samstag, 21 Juli 2018 10:44)
Dankeschön für die Veröffentlichung!
https://whiskyexperts.net/fremde-federn-2-verkostungsnotizen-deutscher-blogger/