Zunächst noch mal eine kleine Begriffserläuterung. Bei den von mir zu 90% vorgestellten "Single Malt Whiskys" darf als Ausgangsprodukt nur Gerstenmalz verwendet werden. Die günstigen
"Blends" enthalten neben einem Anteil von Single Malts auch "Grain-Whisky". Dieser wird industriell hergestellt und darf eben auch andere Getreidesorten enthalten. Dabei muss man sich vor
Augen führen, dass die in Schottland hergestellten Blends einen Marktanteil von 90% haben. Eine entsprechende Marktstellung für den Export haben und die "Single Malts" also eher mit
Klasse statt Masse aufwarten.
Wer sich mit der Thematik eingehend auseinander setzen möchte, findet hier umfangreiche Infos:
Heute haben wir es also mit einem "Single Grain" zu tun. Der Spirit ist von der North British Distillery. Einem Unternehmen nahe Edinburgh, welches mehr als 1.000.000 Liter in der
Woche brennt und Bestandteil in den Blends: J&B, Chivas Regal, Famous Grouse usw. ist.
Der unabhängige Abfüller "Wemyss" füllte 2007 ab und reifte den "New Make" im Bourbon-Hogshead. Letztendlich ergab dies 440 Flaschen mit satten 64,8%.Vermarktet wird er mit der
Bezeichnung "Princess Torte".
Farbe:
Fahles Stroh
Aroma:
Direkt aus dem Fläschchen ins Glas und unter die Nase... Das war offensichtlich ein Fehler. Denn er ist so sprittig, dass ich den Schnaps ersteinmal 30 Minuten atmen lasse. Pause!
Er bleibt ungewohnt und nicht harmonisch. Der Alkohol ist deutlich spürbar. Nachdem sich die Nase an den Grain gewöhnt hat, wird es doch geordneter: Eine "gebrannte" Süße liegt über dem
Glas, aber auch eine gänzlich andere Note. Kennt Ihr "Grüne Sauce"? Eine kalte Sauce aus frischen, heimischen Kräutern, die oft in Hessen gereicht wird.
Letztendlich ist es ja doch spannend, wie der Whisky switched. Nun meine ich gar einen Bourbon im Glas zu haben, weil sich Karamell durchsetzt. Wenn natürlich ein großer Anteil Mais als
Ausgangsprodukt diente, ist das auch logisch.
Geschmack:
Sanfter Antritt mit cremigem Mundgefühl. Erst am Gaumen macht sich der hohe Alkoholgehalt bemerkbar. Aber die Aromen werden auch geschoben: Mandeln, Kirsche/Himbeeren und deutlich
Marzipan. Diese Harmonie habe ich nicht erwartet. Über allem die Vanille, die natürlich vom Fass, aber sicher auch vom gebrannten Mais kommt. Er wirkt auf der Zunge wie ein Likör. Erst
zum Abgang hin, ist etwas Eiche spürbar, die leicht bitter daher kommt. Auffallend ist, dass die Aromen sehr schnell verblassen.
Abgang:
Mittellang, durch den hohen Alkoholgehalt natürlich wärmend.
Leichte Bitterkeit mit gebranntem Marzipan bleibt noch etwas präsent.
Fazit:
Interessant allemal und im Mund ein kleiner Schmeichler. Die Diskrepanz zwischen den Aromen in der Nase und den Geschmäckern am Gaumen - stört mich persönlich sehr. Auch die Zugabe
von Wasser brachte keine Verbesserung. Im Gegenteil, im Geschmack wurde er sprittiger und beim Abgang brannte er.
Hin und wieder werde ich noch mal einen Grain probieren. Aber letztendlich bleibt der Fokus auf Single Malts und Bourbon. Eine interessante Erweiterung des Horizontes steht aber
demnächst noch an: Canadian Whiskey is coming soon.
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