GlenDronach 15, Revival des Revival

Über die Brennerei brauche ich keine Worte mehr verlieren. Die Abfüllungen von 8- bis 21 Jahren, CS  und auch Single-Cask-Abfüllungen sind schon besprochen, erwähnt und überwiegend sehr gelobt worden.

 

Heute möchte ich also die beiden 15-jährigen Abfüllungen aus 2015 und 2018 gegenüber stellen.

Die Unterscheidung liegt nicht nur darin, dass beim R18 (Revival 2018) zu der Reifung in Oloroso-Sherry-Fässern (wie beim R15), zusätzlich PX-Fässer (Pedro Ximenez) zum Ensatz gekommen sind. Nein, es ist gewissermaßen auch das Duell der Masterblender. Bis 2015 war der Revival die Schöpfung der Ikone, Billy Walker, nun ist Rachel Barrie verantwortlich.

 

Beide Abfüllungen sind nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert und kommen mit 46% vol. Alkohol daher.

 

Farbe:

Bronze, wobei der R18 einen Stich heller als der R15 ist.

 

Aroma:

R15 - vielschichtig, mit einer ganzen Palette an Eindrücken. Vanille/Karamell gibt ihm Süße. Dazu eine ausgeprägte Orangennote. Schokolade ist wahrnehmbar, auch Leder. Darüber liegt würzig, Sherry - Richtung Feige und Dattel. Der Alkohol ist komplett eingebunden.

R18 - die Ähnlichkeit ist da. Insbesondere durch die Orangen-Aromen. Die dunklen Fruchtaromen wirken ein wenig vergoren. Schokolade ist auch da - jedoch heller und weniger ausgeprägt. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass er "jünger" wirkt, wobei auch hier die Komplexität hoch ist. Vielleicht interpretiere ich auch die hintergründige Minz-/Menthol-Note so.

 

Geschmack:

R15 - Der Antritt auf der Zungenspitze ist prickelnd mit weißem Pfeffer. Ölig, seidige Konsistenz und vielschichtige Fruchtkomponenten. Diese reichen von roten Früchten bis zu ausgeprägten Trockenfrüchten. Süße setzt sich erst spät durch, geht in Schokolade über und endet in einer Walnuss, die auch den Abgang einleitet.

R18 - Der Antritt ist leichter und die Süße ist früher präsent. Der Fruchtkorb ist auch etwas anders. Die schon gerochene Orange ist da, später auch vollreife Pflaumen. Die Schokolade ist weniger ausgeprägt. Zum Abgang hin, etwas intensivere Eiche, die sich in leichter- bis mittlerer Bitterkeit äußert.

 

Abgang:

R15 - Espresso, Toastbrot, Orange, leichte Nussigkeit - insgesamt süß und lang.

R18 - etwas kürzer und weniger süß. Orangen- und leichte Schokoladenaromen.

 

Fazit:

Der R15 war- und ist nicht zu Unrecht ein sehr gefragter Malt. Er ist ausgewogen, reif und mit viel Charakter. Walker hatte damals Zugriff auf eine phantastische Fassauswahl und er hat einen tollen Malt kreiert. Fakt ist aber auch, dass dieser Whisky definitiv nicht die Preise wert ist, für die er gehandelt wird. Preise über 80 EUR sind überzogen und die derzeitigen Händlerpreise (198 EUR) einfach lächerlich.

Würde man den R15 nicht kennen und GlenDronach hätte heuer den R18 auf den Markt gebracht, der Hype wäre keine Spur anders als beim Vorgänger. Ein toller Whisky, der mir wunderbar schmeckt. Zugegeben, er wirkt etwas jünger (ist er ja in Wirklichkeit auch - siehe Diagramm unten) und einen Tick weniger komplex. Für 60 EUR (da wird der sich einpendeln) aber eine absolute Kaufempfehlung. Auch für mich, wenn dann der Allardice vom Markt geht... ;-)

 

 

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