Bunnahabhain ist eine meiner Lieblingsbrennereien. Wenn Ihr die Suchfunktion bemüht, werden etliche Besprechungen angezeigt... Insofern hängen die Trauben hoch, wenn es um eine nicht ganz
günstige Sonderabfüllung geht. Es handelt sich hier um einen Tropfen, der am 08.10.2001 abgefüllt wurde und mit 54,2 %, am 17.01.2019 wieder das Licht der Erde erblickte. Fassstark abgefüllt,
kommt er ohne Farbstoff und Kühlfilterung aus. Es gibt ganze 1.118 Flaschen und es erfolgte eine Nachreifung von 5 Jahren in Sauternes-Hogsheads, von denen zwei für das Feis Ile abgefüllt wurden.
Sauternes sind noble Süßweine aus dem Süden des Bordeaux, auf der Basis von Semillon und Sauvignon Blanc. Am ehesten sind sie mit Trockenbeerenauslesen zu vergleichen. Charakteristisch sind
die niedrige Säure und die satte Süße. Natürlich habe ich keine Flasche, sondern nur ein Sample ergattern können.
Farbe:
Schon leicht dunkler Bernstein
Geruch:
Es gibt diese Momente, wenn man die Nase über das Glas hält und einem sofort bewusst wird, hier schlummert ein ganz besonderer Malt. Eine wahnsinnige Süße, geprägt von Bienenhonig und die volle Fracht der Trockenfrüchte strömen geradezu heraus. Dazu Getreide, als Haferflocken und Malz. Ich stelle das Nosing-Glas beiseite und gebe dem Bunna weitere 10 Minuten zum atmen. Beim zweiten Anlauf lässt sich diese Aromenfülle besser in Worte kleiden. Bestimmend bleiben Honig und süßes Malz. Die Frucht ist die dritte Säule. Dunkel und vollreif, setzt sich die Aprikose durch. Umwoben werden diese prägnanten Aromen von maritimen Noten und Nüssen in allen Variationen. Rauch ist nicht vorhanden und der Alkohol, trotz Fassstärke, ist schlichtweg nicht spürbar. Aber auch eine junge Frische ist noch zu riechen. Nein, keine Jugend vom Fass, sondern als Frucht. Knackige, grüne Trauben kommen mir in den Sinn. Vielleicht ist auch genau dies der Unterschied zur gesetzten Fruchtigkeit von Ex-Sherryfässern.
Geschmack:
Selten habe ich einen so weichen und cremigen Single Malt verkostet. Es ist schier unglaublich. Ganz leichter, weißer Pfeffer auf der Zungenspitze, der sich langsam ausbreitet und dann die weiteren Aromen "frei gibt". Die Aprikose ist auch hier präsent, süß und vollfruchtig. Dazu süße Kaffeesahne mit einem Hauch Vanille und geraspelten Haselnüssen. Die maritime Note im Geruch, findet sich als leicht salziges Karamell wieder und Röstaromen mit Zimt, leiten den Abgang ein. Er wirkt am Gaumen zum Anfang- und zum Ende hin, sehr gesetzt und alt. Im Mittelteil hat er einen Hauch Frische durch etwas Fruchtsäure. Ein absoluter Taum.
Nachklang:
Der Abgang ist lang und geprägt durch Haselnuss, verbleibende Cremigkeit und Sultaninen. Etwas Säure schiebt auch hier und ist auf den Punkt dosiert.
Fazit:
Bevor ich mich mit Superlativen überschlage, sei einfach nur gesagt, dass dieser Bunna ein klarer Anwärter für meinen Whisky des Jahres ist. Ausgewogen, komplex, perfekt ausbalanciert und mit einer bestechenden Cremigkeit ausgestattet... Probiert ihn auf einer Messe! Die Flaschenpreise sind jenseits von Gut und Böse. Mindestens 250 Pfund werden für diesen nicht ganz 18-Jährigen aufgerufen.
Sauternes-Reifung, jetzt habe ich Blut geleckt und werde mich mal in Ruhe umschauen, was es in dieser Richtung noch so Leckeres gibt. Ich habe diese Art der Fassreifung definitiv zu lange vernachlässigt.
Kommentar schreiben