St. Kilian, Signature Edition Five

Disclaimer: Der Whisky wurde mir von St.Kilian zur Verfügung gestellt. Es wurde kein Einfluss auf meine Berichterstattung und Inhalte genommen.

Ich danke St.Kilian für die Zusendung.

 

 

Beim Five hat sich Master Distiller Mario Rudolf einer heiklen Aufgabe gestellt. Fünf verschiedene Virgin-Oak-Fässer wurden miteinander vermählt. Nun muss man wissen, dass die Reifung in den Virgins sehr sensibel und heikel ist, da natürlich die Gefahr besteht, dass der Spirit überholzt und eine reine Eichenbrühe gedeiht. Der Austausch mit dem frischen Holz ist intensiv und schnell. Die Methode selbst, wird hin- und wieder zur Nachreifung (Finish) von Abfüllungen angewendet. Man verspricht sich davon einen Zuwachs von Komplexität. Insbesondere Pfeffrigkeit und Würzigkeit werden intensiviert. Bekannt ist die Reifung aus den USA, wo der Bourbon mindestens zwei Jahre in frischen Fässern reifen muss - um sich dann auch Bourbon nennen zu dürfen. Vollreifungen gibt es bspw. auch von Deanston und Benromach. Wobei der Deanston die Anhängerschaft spaltet und "Uhu-Sägespäne-Noten" ein Thema sind.
Betrachten wir zuerst die fünf Komponenten, was ich anhand von Fassproben (ganz herzlichen Dank) angehe. Im Bild die genaue Zusammensetzung des Five:

V1: in der Nase vanillig und mild. Geschmack: pfeffrig, vanillig und Fruchtgummi

V2: in der Nase würzig und viel Menthol. Geschmack: Kräutrig, pfeffrig, Zedernholz

V3: in der Nase muffig und mit Lakritz. Geschmack: Vanille, Würze, Kirsche (lecker!)

V4: in der Nase modrig süß, Schreinerei, beißend. Geschmack: erst mild, dann volle Eiche

V5: in der Nase wie V4  - nur noch ausgeprägter. Geschmack: erstaunlich milde Eiche

 

Daraus ist also die No. 5 erstanden. Man mag es gar nicht recht glauben. Es muss ganz viel Fingerspitzengefühl und Finetuning erforderlich gewesen sein, um das folgende Resultat zu erzielen. Der entstandene Single-Malt hat 52,5% Alkohol und ist nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert. Destilliert wurde er zwischen Oktober 2016 und April 2017 und abgefüllt im April 20, nach mindestens drei Jahren und einem Tag.

 

Farbe:

Tiefer Bernstein

 

Geruch:

Er kann und will seine Frische nicht verbergen und schiebt erst einmal mit einer kühlenden Mentholnote. Feinwürzige Vanille ist dahinter präsent. Kastanienhonig sorgt für Süße und fruchtig ist er mit dem Duft des altehrwürdigen Eckes-Edelkirsch, dem Liebling aller Butterfahrten in den 70ern und 80ern.

 

Geschmack:

Der Antritt ist pfeffrig, aber milder als von mir erwartet. Dahinter folgt eine ganze Kräuterfracht: Salbei, Kumin, Liebstöckel und auch Anis. Das hatte ich in der Form auch noch nicht. Der Alkohol ist toll eingebunden, was ich so auch nach dem Verriechen nicht erwartet habe. Mit der Süße tue ich mich schwer. Sie ist da, sie passt auch zu den Kräutern - ist aber schwer zu packen. Vielleicht trifft es ein Haribo-Fruchtgummi. Was aber keinesfalls bedeuten soll, dass der Geschmack künstlich ist. Insgesamt ist der 5 sehr wohlig und erst zum Abgang hin mit einer Fracht von Eiche, die aber ohne Bitterkeit auskommt.

 

Nachklang:

Mittellang, würzig und süß.

 

Fazit:

Keine flüssige Schreinerei und keine Eichenbrühe. Sondern ein Malt mit Alleinstellungsmerkmal. Eine Kräuternote, die ich in der Form noch nicht hatte. Wohlig, lieblich und ohne Fehlaromen. Sehr gelungen - eine Flasche ist bestellt. Preislich liegt er bei 40 EUR. Ein Gedanke umtreibt mich noch, wenn ich über die Signature Editions 1-5 nachdenke. DER könnte definitiv ein erster Standard von St.Kilian sein, wobei ich ihn genau so gut finde, wie einen rauchigen St.Kilian aus dem Ex-Bourbon-Fass. Und noch was: Der Virgin 3 hätte auch eine gute Single-Cask-Abfüllung ergeben. Kritik? Nun, vielleicht nur, dass durch diese Reifung der Brennereicharakter in den Hintergrund getreten ist.

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