The Dalmore Vertical

Kaum jemand, der sich am Anfang seines Fluges über die Whisky-Genüsse, der Aura von Dalmore entziehen kann. Edles Design, guter Ruf und mit Richard "The Nose" Paterson einen Master Blender, mit internationalem Renommee und Reputation. Seine Nase soll mit 1,5 Millionen Pfund versichert sein... Die Single Malts sind von feinen Sherry-Aromen geprägt. Anfangs war auch ich von einem Dalmore 12 und 15 begeistert. Im Laufe der Zeit und mit vielen anderen Drams im Geschmacksgedächtnis, wirken sie dann aber ein wenig kraftlos und auch die Eigenart, dass Dalmore die Malts färbt und kühlfiltert, sorgt bei fortgeschrittenen Genießern für Stirnrunzeln.

Höchste Zeit, die Range noch einmal zu checken. Dank einer Flaschenteilung von Andreas List (danke an dieser Stelle), konnte ich mir in den vergangenen Wochen also hin- und wieder einen Dalmore gönnen.
Die Dalmore Distillery liegt in den schottischen Highlands, nördlich von Inverness, am Mündungsarm des Cromarty Firth. Bei aller Beschaulichkeit der Umgebung, hat die Brennerei einen Ausstoß von jährlich rund 4 Millionen Litern!
Vorgestellt werden :
Dalmore 12 Jahre, Dalmore Valour, Dalmore Vintage 2007-2017, Dalmore 15 Jahre, Dalmore Port Wood Reserve, Dalmore Cigar Malt Reserve, Dalmore 18 Jahre, Dalmore King Alexander III
Auf die genauen Details (Fassreifungen, Alkoholgehalt usw.) der Abfüllungen gehe ich nicht ein, diese können in der Whiskybase nachgelesen werden. Einfach die Nummer hinter den Abfüllungen dort im Suchfeld eingeben.
1. Dalmore 12, WB 123138
Sehr ausgewogen und mild in der Nase. Mit Orangen, dunklen Sherryfrüchten und Schokolade. Im Geschmack mit Pflaume, Orange und Tabak. Zum Abgang hin fehlt Alkohol als Aromenträger. Der Nachklang selbst ist fruchtig und süß, aber nur von kurzer Dauer. Grundsolide, aber nicht die teils aufgerufenen > 40 EUR wert.
2. Dalmore Valour, WB 78573  
In der Nase ansprechend mit Pflaumen, Zitrusnoten, Eiche und nasses Holz. Der Antritt auf der Zunge mit etwas Pfeffer. Ein wenig Orange kommt dazu und etwas leicht bittere Eiche. Dazu ein stumpfes Mundgefühl. Der Nachklang ist kurz und bitter. Sehr flacher Malt für den Travel Retail.
3. Dalmore Vintage 2007-2017, WB 103727
Angenehmes Aroma in der Nase. Mit Nektarinen und Mandarinen, süße Malzigkeit und Rosinen. Geschmacklich mit herben, aber nicht aufdringlichen Noten von Kaffee und Eiche. Dagegen kämpfen süße Trauben und dunkle Schokolade. Der Abgang wird von den 46% Alkohol (ungewöhnlich hoch für Dalmore) mittellang getragen. Nüsse, Karamell und Kaffee wirken nach. Der gefällt mir gut. Mit 60 EUR allerdings auch ein ambitionierter Preis.
4. Dalmore 15, WB 146492
Aus dem Nosingglas steigen Gerüche von Zimt, Muskatnuss und Orangen empor. Eher herb, was von einer süßen Vanillenote im Hintergrund aufgefangen wird. Weich und harmonisch im Antritt. Auch hier Orangen und Vanille. Die Eiche setzt früh mit Muskantnuss im Geschmack ein. Der Nachklang ist kurz und herb. Ich bin wirklich enttäuscht. Ein früherer 15er hat mir weitaus besser geschmeckt. Es scheint also nicht nur an den viel zu knapp bemessenen 40% zu liegen.
5. Dalmore Port Wood Reserve, WB 111966
Ich rieche Pflaumen und Orangen im Spänebunker einer Schreinerei. Dunkle Früchte, spürbar Alkohol und frisches Holz. Zum Abgang hin wird er angenehmer. Im Nachklang sehr schön mit Kaffee und Tabak. Für die aufgerufenen 65 EUR, aber auch keine Kaufempfehlung. Da greife ich lieber zu einem Tomatin 14 (Port), der mir für 20 EUR weniger noch besser schmeckt.
6. Dalmore 18, WB 87208
Der ist sehr schön in der Nase. Dunkle Sherryaromen, Orangen, Zimt und Vanille. Er wirkt sehr gesetzt mit Leder und Bienenwachs. Man schmeckt auch das, was man riecht. Dazu kommt noch ein schönes Schokoladen-Aroma. Im Abgang macht sich die Eiche bemerkbar. Die Würze passt sich aber harmonisch ins Gesamtbild ein. Der gefällt mir sehr gut. Leider ist auch hier die Preisentwicklung inflationär. Bislang mein Favorit in der Range.

 

7. Dalmore Cigar Malt Reserve, WB 42522
Der Liter kostet gut 80 EUR. U.a. im Travel Retail erhältlich. Den kenne ich und schätze ihn sehr. Man riecht Heu, Leder, Sherryfrüchte und Eiche. Auf der Zunge mit kräftigem, leicht scharfem Antritt und durchaus herben Aromen (dunkle Herrenschokolade, Walnuss), die sich mit süßen Früchten (Orange, Kirsche) abwechseln. Im Abgang dann Tabak, Zimt und dunkle Füchte. Dieser Malt braucht viel Zeit und (manchmal) eine Cohiba als Begleiterin. Ein Traum im Winter. Abgefüllt mit 44 %.

 

8. Dalmore King Alexander III, WB 81953
Warum ist ein Single Malt, der 180 EUR kostet - gefärbt und hat 40%? Ja, er ist in 6 verschiedenen Fässern gereift und ja, er ist toll und komplex abgestimmt. Letztlich fehlt mir aber das Besondere und vorallem im Nachklang, merkt man den niedrigen Alkoholgehalt. Er besticht durch dunkle Bestandteile in der Nase und am Gaumen. Pflaumen, Rübensirup, Paranuss und viel Vanille sind zu riechen. Man schmeckt dunkles Karamell, Pflaumen, Lakritz und Eiche. Der Nachklang ist kurz mit Tanninen und Trockenheit.

 

Fazit:

Einiges habe ich in der Einleitung vorweggenommen und bei den Kurzbeschreibungen auch nochmal erwähnt. Zu teuer (meine ganz persönliche Meinung), mit zu wenig Alkohol abgefüllt. gefärbt und kühlgefiltert. Meine Vorurteile wurden bestätigt, auch wenn manch Vertreter punktuell gefallen kann. Ausnahme ist der Cigar Malt Reserve. Der spaltet auch die Whisky-Gemeinde, trifft aber meine Geschmacksknospen genau. Den jage ich auf Auktionen. Wenn man den 18er im Sonderangebot schießen kann, wäre das auch eine Empfehlung, da er noch älter und gesetzter wirkt.

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