
Chinquapin? Eine Begrifflichkeit, über die man in der Whisky-Welt selten stolpert. In die Suchmaschine eingegeben, weisen dann noch die ersten Treffer auf eine Zwergkastanie hin... Was ist hier los?
Also der Reihe nach. Dieser Glenallachie reifte über 10 Jahre in Ex-Bourbonfässern. Dann wurde umgefüllt und die Nachreifung erfolgte in frischen Fässern aus Chinquapin-Eiche (Quercus Muehlenbergii) aus der Region Northern Ozark in Missouri. Die "Gelbeiche" (umgangssprachlich) ist für ihren würzigen Einfluss auf Geschmack und Aroma des Whisky bekannt. Die Fässer wurden fast vier Jahre lang luftgetrocknet und dann auf mittlerem Niveau getoastet. Der Chinquapin gehört zur Virgin Oak Serie von Glenallachie, in der Fässer aus verschiedenen Eichensorten, ohne Vorbelegung zum Einsatz kommen.
Das kann was werden. Virgin Oak ist eigentlich nicht so mein Fall, weil das frische Holz viel überlagert und man sich schon beim Verriechen im Spänebunker einer Schreinerei wähnt. Weiterhin haben mich die Abfüllungen aus der Core Range von Glenallachie bislang auch nicht abgeholt. Mit Ausnahme des 15ers, wo Master Distiller Billy Walker sich den Abfüllungen aus seiner Zeit bei GlenDronach geschmacklich annähert. Nun denn, los gehts.
Distillery:
GlenAllachie
Herkunft:
Schottland, Banffshire, Speyside
Alter:
12 Jahre alt
Reifung:
Zuerst für über 10 Jahre in amerikanischen Ex-Bourbonfässern gereift. Anschließend für ca. 18 Monate in Fässern aus Chinquapin Eiche.
Alkoholgehalt:
48%
Straßenpreis:
62 EUR
Farbe:
Helle Bronze
Gefärbt - Farbstoff E150 (Zuckercouleur)
nein
Kühlfilterung
nein
Geruch:
Nein, kein Spänebunker, sondern der Charakter einer langen Ex-Bourbon-Fass-Reifung. Süße und Würzigkeit kleiden sich als Rübenkraut und Muskatnuss aus. Es sind Vanillekipferl, Orangen, Birnenschale und Süßholz zu riechen.
Geschmack
Der Antritt ist eher mild, erst nach einigen Sekunden wird er pfeffrig. Leider halten sich die Aromen nicht lange (Vanille, Orange) und machen relativ schnell für eine leicht bittere Eiche in Form von Walnüssen. Die Süße (hier Honig) blitzt auch nur kurz auf und der Charakter ist würzig.
Nachklang:
Mittellang mit Zimt und subtilen Nüssen.
Fazit:
Schwierig! Irgendwie bekomme ich keinen Zugang zu diesem Single Malt. Er ist interessant, mit gut eingebundenem Alkohol, aber die Aromen bilden sich im Mundraum nicht richtig aus. Dadurch wirkt er auf mich nicht ausgewogen. Spontan kommt mir der Gedanke, dass ich eine reine Bourbon-Reifung z.B. von Glen Moray auf jeden Fall vorziehen würde und für 60 EUR bekommt da, unabhängig abgefüllt, schon richtig guten Whisky. Vielleicht komme ich aber auch einfach nicht mit dem Brennerei-Charakter von GlenAllachie klar.
Nachkauf:
nein

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